Johann Gottfried Heinrich Schlegel und seine Angehörigen

Johann Gottfried Heinrich Schlegel
∗ 09.11.1729 in Alpirsbach
+ 26.11.1777 in Schiltach

Grafik: Lohn und Schichten pro Jahr von Johann Gottfried Heinrich Schlegel 1740-1777
Abb. 5: Lohn und Schichten pro Jahr von Johann Gottfried Heinrich Schlegel 1740-1777

Über Schlegels Werdegang liegen, auch bedingt durch die spärliche Überlieferung von Bergrechnungen bestimmter Gruben, nur lückenhaft Informationen vor. In Abbildung 5 sind sein Lohn und seine Schichten pro Jahr in den Jahren 1740 bis 1777 – entsprechend der Quellenlage – dargestellt.
Er begann seine Tätigkeit im Bergbau im zweiten Quartal 1740, also mit gerade einmal zehn Jahren, bei der Grube Dreikönigstern als Scheidejunge (Lehrling) in der Scheidstube, wo das Erz vom tauben Gestein getrennt wurde. Dieser Tätigkeit ging er bis 1749 nach. In den Quellen wird er als Kobold Schaider, Schaid- und Waschjunge, Kobold Ausschläger oder Arbeiter beym Poch und Waschwerck bezeichnet. Im dritten Quartal 1742 war er auch als Karrenläufer tätig. Vom vierten Quartal 1751 bis etwa Ende 1755 und von der fünften Woche 1757 bis zum ersten Quartal 1761 arbeitete er als Hauer, dazwischen als Kunstknecht. 1759 war er auch Untersteiger. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er dessen Amt als Steiger im Dreikönigstern und übte diese Funktion bis zum dritten Quartal 1767 aus, wobei er zuletzt nur noch 14 Schichten arbeitete. Neben den regulären Schichten übernahm Schlegel auch zusätzliche Aufgaben, wie z.B. Schichten bei der Herstellung von Holzkohle, den Ausbau von Schächten und Stollen auf ledige Schichten oder Geding (Akkordarbeit), Sonderschichten an der Wasserkunst oder die Anfertigung und den Einbau von Fahrten (Leitern). Schlegel wohnte mit seiner Familie während seiner Tätigkeit in Reinerzau in Alpirsbach.
1767/68 zogen er und seine Familie ins Schiltacher Kirchspiel. 1768 war er Steiger im Bergwerk Eberhard im Kienbächle, einem Seitental auf der Gemarkung des Schiltacher Lehengerichts, ab ungefähr 1769 bis 1773 im Hohenstein in Schiltach. Die erste Erwähnung in einer Bergrechnung einer Schiltacher Grube stammt von der Hilfe Gottes im Stammelbach, einem anderen Seitental des Lehengerichts. Dort ist er im zweiten Quartal 1774 mit 4 ledige Schichten mit Kobold ausschlagen verzeichnet. 1776 und 1777 arbeitete er als Steiger in der Grube St. Rosina im Stammelbach. 1776 führte er gleichzeitig auch die Aufsicht in der benachbarten Grube St. Klara und arbeitete dort außerdem im zweiten Quartal vier Schichten als Hauer. In den ersten beiden Quartal 1777 führte er auch die Aufsicht in der Grube St. Josef im Sulzbächle, einem Seitental westlich von Schiltach.
Im Protokollbuch für Polizei- und Gerichtssachen des Bergamts Alpirsbach wird er lediglich einmal erwähnt: Im Oktober 1776 wurde er von dem betrunkenen Steiger Conrad Bangert als Hundsfutt gescholten, weshalb dieser drei Gulden und 15 Kreuzer Strafe bezahlen musste.
oo I. 14.11.1752 im Lauterbad in Dietersweiler
Dorothea Katharina Dieterich (Dietrich)
∗ 27.01.1733 im Lauterbad in Dietersweiler
+ 31.01.1770 in Schiltach, ▭ 02.02.1770 ebenda, zusammen mit ihrer totgeborenen Tochter
Eltern: Christoph Wilhelm Dieterich (Dietrich), herzoglich-württembergischer Kammerdirektor in Mömpelgard, Erb- und Gerichtsherr im Lautertal (+ vor 13.08.1743), und Euphrosina N.N.

Christoph Wilhelm Dieterich gründete 1721 im Lautertal das Gut Lauterbad samt Badhaus, um das sich ein Weiler entwickelte. Das Gut mit Badhaus und der Weiler gehörten zwar zum Herzogtum Württemberg, Dieterich und seine Nachkommen hatten jedoch die niedere Gerichtsbarkeit inne. Daneben hatte die Familie Dieterich das Recht, für sich kirchliche Amtshandlungen in den eigenen Gebäuden abhalten zu lassen. Eine Kirche gab und gibt es nicht im Lauterbad. Die anderen Einwohner des Lauterbads waren bei Dietersweiler eingepfarrt, das selbst Filial von Glatten war. Der Verfasser der Pfarrbeschreibung von Glatten 1827 äußerte sich bezüglich der Sonderrechte folgendermaßen:
Der jeweilige Besizer hat das Recht (woher? weiß der Verfasser nicht), sich in seinem Hause kopuliren, taufen und das Jahrs einmal S.C. administriren zu lassen. Es scheint dieß übrigens ein Mißbrauch zu seyn, da im nämlichen Saal, wo musicirt, getanzt und gezecht wird (bey Hochzeiten und Kirchweihen), auch copulirt, getauft und communicirt werden muß.
1752 war der Forstsekretär Johann Maximilian Dieterich (Dietrich), Dorothea Katharinas Bruder, der Gutsbesitzer und Erb- und Gerichtsherr im Lautertal, der seiner Schwester die Hochzeit im Lauterbad ermöglichte.

Bekannte Kinder:
1Johann Heinrich Wilhelm Ludwig Schlegel
∗ 17.11.1753 in Alpirsbach
+ 22.05.1754 in Alpirsbach
2Johann David Schlegel
∗ 13.11.1754 in Alpirsbach
+ unbekannt
3Friederika Margareta Schlegel
∗ 15.05.1756 in Alpirsbach
+ 31.01.1759 in Reinerzau bei den Großeltern an Gichter, ▭ 02.02.1759 ebenda
4Christiana Magdalena Schlegel
∗ 04.01.1758 in Alpirsbach
+ 09.11.1763 in Alpirsbach
5Karl Augustin Schlegel
∗ 21.08.1759 in Alpirsbach
+ 29.03.1763 in Alpirsbach
6Johann Ludwig Schlegel
∗ 18.08.1761 in Alpirsbach
+ 04.01.1763 in Alpirsbach
7Johanna Rosina Schlegel
∗ 04.06.1763 in Alpirsbach
+ unbekannt
8Christoph Wilhelm Schlegel
∗ 06.07.1764 in Alpirsbach
+ 08.08.1764 in Alpirsbach
9Maria Magdalena Schlegel
∗ 08.09.1765 in Alpirsbach
+ 28.09.1831 in Alpirsbach, ledig
10Jakob Friedrich Schlegel
∗ 13.05.1767 in Alpirsbach
+ 28.06.1767 in Alpirsbach
11Julianna Luisa Schlegel
≈ 27.06.1768 in Schiltach
+ 18.09.1769 in Schiltach
12totgeborenes Mädchen
+∗ 28.01.1770 in Schiltach, ▭ 02.02.1770 ebenda, zusammen mit ihrer Mutter
oo II. 21.08.1770 in Schiltach
Katharina Margaretha Wörlin (Wöhrle)
≈ 06.05.1748 in Schiltach
+ 04.06.1822 in Schiltach
oo II. 24.04.1781 in Schiltach: Johannes Werner, Schneider in Schiltach
Eltern: Kunrad Wörlin (Wöhrle), Metzger in Schiltach, und Katharina Treutwein (Trautwein)

Bekannte Kinder:
1Johann Ludwig Schlegel
∗ 22.08.1771 in Schiltach
+ 11.03.1778 in Schiltach
2Christian Konrad Schlegel
∗ 07.01.1773 in Schiltach
+ 16.12.1841 in Schiltach, Schneider, verheiratet
3Johann Gottfried Heinrich Schlegel
∗ 30.12.1774 in Schiltach
+ unbekannt
4Georg Gottlieb Schlegel
∗ 04.05.1777 in Schiltach
+ 26.03.1778 in Schiltach

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KB Alpirsbach, Ta 1663-1731, Bl. 202v bzw. KB Schiltach, M 1699-1811, To 1699-1811, S. 189. Siehe auch FV Alpirsbach, Alpirsbach IV, S. 172.
Es wurden alle aus dem betroffenen Zeitraum überlieferten Bergrechnungen aus Reinerzau, Alpirsbach, Rötenbach, Schiltach, Sulzbächle und Christophstal ausgewertet.
KB Glatten, M 1743-1803, E 1743-1803 Dietersweiler, S. 7. Dietersweiler: heute Stadtteil von Freudenstadt (Lkr. Freudenstadt).
KB Glatten, M 1636-1742, Ta 1658-1742 Dietersweiler, S. 289. Im Taufeintrag ist kein Geburtsort angegeben, sie wurde aber wahrscheinlich im Lauterbad geboren und getauft, vgl. die Ausführungen zum Lauterbad im nächsten Absatz.
KB Schiltach, M 1699-1811, To 1699-1811, S. 164.
Mömpelgard: deutscher Name der Stadt Montbéliard (Département Doubs) in Frankreich, Zentrum der damals zu Württemberg gehörenden Grafschaft Mömpelgard.
Pfeilsticker 1957, § 1212 und 1658. Vgl. KB Glatten, M 1743-1803, E 1743-1803 Dietersweiler, S. 1.
Vgl. https://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Freudenstadt/Kapitel_B_7#Seite_209 (= Königliches statistisch-topographischen Bureau (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Stuttgart 1858, S. 209), https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/7422/ Lauterbad+-+Wohnplatz (Landesarchivdirektion Baden-Württemberg (Hrsg.): Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV. Regierungsbezirk Karlsruhe. Stuttgart 1976, S. 625) und https://de.wikipedia.org/wiki/Lauterbad. Siehe auch Heckmanns, Klaus (u.a.): Heimatbuch Dietersweiler, anläßlich der 650-Jahr-Feier 1997. Horb am Neckar 1997, S. 183 – 191 und 205.
Glatten: Lkr. Freudenstadt.
S.C.: Sacra Cena oder Sancta Communio: heiliges Abendmahl, Eucharistie, heilige Kommunion.
LKAS, A 29, Nr. 1502, Unter-Nr. 1, S. 25. Die Sonderrechte der Familie Dieterich werden erstaunlicherweise weder in der Oberamts- noch in der Landesbeschreibung erwähnt.
Pfeilsticker, Walther: Neues württembergisches Dienerbuch. Bd. 2. Ämter, Klöster. Stuttgart 1963, § 2330.
KB Alpirsbach, Ta 1732-1804, S. 185 bzw. KB Alpirsbach, To 1732-1808, S. 95. Im Todeseintrag lautet der Name nur Wilhelm Ludwig. Im Taufeintrag ist jedoch nicht angegeben, dass Zwillinge getauft worden wären.
KB Alpirsbach, Ta 1732-1804, S. 190. Im Taufeintrag steht die Ergänzung weggezogen.
KB Alpirsbach, Ta 1732-1804, S. 198 bzw. KB Reinerzau, To 1747-1812, S. 8. Gichter: häufig angegebene Todesursache bei Kindern, meistens Darmerkrankung mit Krämpfen, hohem Fieber, Schüttelfrost, Durchfall und Erbrechen, wodurch es zu Austrocknung, Mineralienmangel und Kräfteverfall kam.
KB Alpirsbach, Ta 1732-1804, S. 206 bzw. KB Alpirsbach, To 1732-1808, S. 119.
KB Alpirsbach, Ta 1732-1804, S. 214 bzw. KB Alpirsbach, To 1732-1808, S. 116.
KB Alpirsbach, Ta 1732-1804, S. 223 bzw. KB Alpirsbach, To 1732-1808, S. 115.
KB Alpirsbach, Ta 1732-1804, S. 233.
KB Alpirsbach, Ta 1732-1804, S. 238 bzw. KB Alpirsbach, To 1732-1808, S. 121.
KB Alpirsbach, Ta 1732-1804, S. 244 bzw. KB Alpirsbach, To 1808-1831, S. 133.
KB Alpirsbach, Ta 1732-1804, S. 254 bzw. KB Alpirsbach, To 1732-1808, S. 131.
KB Schiltach, M 1699-1811, Ta 1699-1769, S. 446 bzw. KB Schiltach, M 1699-1811, To 1699-1811, S. 163.
KB Schiltach, Ta 1770-1811, S. 1 bzw. KB Schiltach, M 1699-1811, To 1699-1811, S. 164.
KB Schiltach, M 1699-1811, E 1699-1811, S. 115.
KB Schiltach, M 1699-1811, Ta 1699-1769, S. 337 bzw. KB Schiltach, To 1808-1835, S. 104.
KB Schiltach, M 1699-1811, E 1699-1811, S. 129.
KB Schiltach, Ta 1770-1811, S. 8 bzw. KB Schiltach, M 1699-1811, To 1699-1811, S. 190. Der Name der Mutter ist im Taufeintrag fälschlicherweise mit Maria Margaretha angegeben.
KB Schiltach, Ta 1770-1811, S. 15 bzw. KB Schiltach, To 1835-1860, S. 122.
KB Schiltach, Ta 1770-1811, S. 27.
KB Schiltach, Ta 1770-1811, S. 44 bzw. KB Schiltach, M 1699-1811, To 1699-1811, S. 191. Der Name der Mutter ist im Taufeintrag fälschlicherweise mit Maria Margaretha angegeben.
HStAS, A 302, Bd. 15025 – 15028, 15030 – 15034, 15036 – 15046, 15050 – 15052, 15157, 15184, 15185 und 15198 – 15199 (das Diagramm wurde mit www.diagrammerstellen.de erstellt, die Seite existiert nicht mehr).
HStAS, A 302, Bd. 15025 – 15034. Kobold: Kobalt.
HStAS, A 302, Bd. 15027, Nr. 68, Bl. 5r.
HStAS, A 302, Bd. 15036 – 15040 und 15043 – 15046.
HStAS, A 302, Bd. 15041 – 15043. Kunstknecht: ein Bergmann, welcher die Räder der Wasserkunst fertigt und beaufsichtigt.
KB Reinerzau, To 1747-1812, S. 8.
HStAS, A 302, Bd. 15050 – 15052.
HStAS, A 302, Bd. 15031, Nr. 83, Beil. Nr. 5, Bl. 3r.
HStAS, A 302, Bd. 15038, Luciae, Bl. 5v; Bd. 15039, Reminiscere, Bl. 7r und Crucis, Bl. 7r.
HStAS, A 302, Bd. 15039, Luciae, Bl. 6r.
HStAS, A 58 a, Bü. 34a, Act. 21.10.1754, Beil. Nr. 10, S. 13 und HStAS, A 302, Bd. 15040, Trinitatis, Bl. 6r.
Vgl. KB Alpirsbach, Ta 1732-1804, S. 185, 190, 198, 206, 214, 223, 233, 238, 244 und 254; KB Alpirsbach, To 1732-1808, S. 95, 115f, 119, 121 und 131.
KB Schiltach, M 1699-1811, Ta 1699-1769, S. 446 bzw. KB Schiltach, Ta 1770-1811, S. 1, 8 und 15; KB Schiltach, M 1699-1811, E 1699-1811, S. 115 und KB Schiltach, M 1699-1811, To 1699-1811, S. 163f. Von diesen Bergwerken sind keine Bergrechnungen überliefert.
HStAS, A 302, Bd. 15157, Trinitatis, Bl. 4r.
HStAS, A 302, Bd. 15198 – 15199.
HStAS, A 302, Bd. 15184.
HStAS, A 302, Bd. 15185, Reminiscere und Trinitatis.
HStAS, A 58 a, Bü. 232, Bl. 90r. Hundsfutt: Hundsfott: nichtswürdiger, niederträchtiger Kerl, Schurke.