Quellen zur südwestdeutschen Militärgenealogie
Eine erfolgreiche genealogische Forschung zu Militärangehörigen – also Soldaten, Feldschere, Feldgeistliche usw. u.a. – in der Zeit vor 1808/10 ist nahezu unmöglich. Dies liegt vor allem daran, dass die Heere des 16. bis 18. Jahrhunderts nicht wie heute in Kasernen untergebracht waren, sondern auch in Friedenszeiten auf dem Marsch waren und nur über Nacht oder während des Winters in den Häusern und Wohnungen der betroffenen Orte einquartiert waren. Nur vereinzelt bildeten einzelne Regimenter über einen längeren Zeitraum die Besatzung von Festungen. Auf ihrem Marsch wurden die Militärangehörigen meist von ihren Familien begleitet, die im Tross der jeweiligen Einheit mitmarschierten. Aufgrund dieser Mobilität sind die Ehe- und Todeseinträge zu Militärangehörigen bzw. die Tauf-, Ehe- und Todeseinträge ihrer Familienangehörigen in den Kirchenbüchern verschiedener Orte oder der einzelnen Garnisonen eingetragen, Regimentskirchenbücher aus dieser Zeit sind eher selten, hinsichtlich der Schwäbischen Kreisregimenter sind leider keine überliefert. Eine Suche nach den eigenen Ahnen unter den Militärangehörigen gleicht somit der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, bei der man nur durch Zufallsfunde weiterkommt.
Dieses Problem soll die Datenbank "Quellen zur südwestdeutschen Militärgenealogie" lösen. Aufgrund des zu erwartenden Umfanges soll die Datenbank auf den südwestdeutschen Raum beschränkt werden. Hierunter ist grob ein Gebiet in Baden-Württemberg und Bayern gemeint, das im Süden und Westen von Bodensee und Rhein, im Norden und Osten von der historischen Nord- und Ostgrenze des
Schwäbischen Reichskreises begrenzt wird.
In der Datenbank sollen alle in den Kirchenbüchern des genannten Raumes zumindest mit einem Namensteil (Vor- oder Nachname) genannte Militärangehörigen und ihren Familien erfasst werden (Einträge namensloser Militärangehörigen werden nicht erfasst). Hierfür werden die entsprechenden evangelischen und katholischen Kirchenbücher nach Einträgen von Militärangehörigen nach und nach durchsucht. Sämtliche Militärangehörigen, die in den Kirchenbucheinträgen erwähnt werden, also auch Taufpaten oder Angehörige der Taufpatinnen, werden in einem Personenindex erfasst. Damit soll es möglich sein, den Lebensweg einzelner Militärangehörigen nachzuvollziehen, verwandtschaftliche Verbindungen festzustellen und möglicherweise auch die Herkunft der Militärangehörigen aufzuklären. Darüber hinaus können die erfassten Einträge auch anderen militärhistorischen oder sozialhistorischen Forschungen als Quellen dienen.
Als Zeitraum ist – auch wenn es sehr viel Zeit in Anspruch nehmen wird, diese Daten zu sammeln – die Zeit von 1683 bis 1791 vorgesehen. Zu Beginn des Großen Türkenkrieges (1683-1699) stellte der Schwäbische Reichskreis Truppen auf, die gleich danach nach Ungarn abmarschierten. 1688 beschloss der Kreis wegen des inzwischen ausgebrochenen Pfälzischen Erbfolgekrieges (1688-1697) die vorhandenen Regimenter nach ihrer Rückkehr aus Ungarn nicht aufzulösen. Der Kreis stellte sogar 1691 neue Regimenter auf. Ab 1694 verfügte der Schwäbischer Reichskreis über ein stehendes Heer. Es ist also ab 1683 theoretisch eine Kontinuität bei einzelnen Militärangehörigen möglich. Natürlich werden nicht nur die Angehörigen schwäbischer Regimenter, sondern alle zu findenden Militärangehörigen, auch nicht-schwäbischer Regimenter, erfasst. Mit dem Beginn der Koalitionskriege (1792-1815) wird die Lage durch immer neue Truppenaufstellungen, -durchmärsche und Schlachten unübersichtlich, so dass spätestens ab diesen Zeitraum eine vollständige Recherche nicht mehr möglich wäre.
Ich habe bereits mit dem Aufbau dieser Datenbank begonnen. Da ich dies derzeit nur in meiner Freizeit machen kann, schreitet der Aufbau natürlich nur langsam voran. In Datei
Militärgenealogie Quellenverzeichnis sind die Kirchenbücher (Orte) und Zeiträume aufgelistet, in denen ich bereits recherchiert habe. Das bis jetzt Zusammengetragene zeigt bereits die Funktion und den Wert dieser Datenbank. Aufgrund des umfangreichen Zeitaufwands werden aus der Datenbank in regelmäßigen, überschaubaren Abständen Datensätze exportiert und online gestellt. Diese Datensätze enthalten dann Einträge zu einer Person oder zu mehreren namensgleichen Personen. Die genaue Zuordnung muss den interessierten Genealogen vorbehalten bleiben. Alle Personen sind im
Personenindex zusammengestellt.
Kirchenbucheinträge, in denen Namen, Bezeichnungen oder andere Worte nicht (vollständig) lesbar sind, sind in einer Liste der nicht vollständig lesbaren Kirchenbucheinträge zusammengestellt – ich freue mich über Lesehilfe.
Bemerkenswerte Einträge oder Teile davon sind auch als Zitat wiedergegeben. Die Zitate werden in "Anführungszeichen" gesetzt wiedergegeben. Gängige Abkürzungen sind unkommentiert, andere mittels [eckiger Klammern] aufgelöst. Ergänzungen und Erklärungen sind ebenfalls in [eckigen Klammern] gesetzt. Zum besseren Verständnis werden die Groß- und Kleinschreibung sowie Zeichensetzung nach heutigen Regeln angewandt.
Die Konfession der einzelnen Personen entspricht der Konfession der jeweiligen Pfarrei. Nur eine davon abweichende oder aus einem anderen Grund ausdrücklich von Pfarrer angegebene Konfession ist in den Datensätzen genannt. Mit der Angabe "evangelisch" ist die evangelisch-lutherische Konfession gemeint, die evangelisch-reformierte Konfession wird mit "reformiert" angegeben.
Die Herkunft der Militärangehörigen ist angegeben, wenn sie bekannt ist. Die Herkunft der ortsansässigen Personen, v.a. der Paten, ist in den meisten Fällen nur dann angegeben, wenn sie vom Pfarrort abweicht.
Die Nachnamen wurden meist so wie sie in den Quellen angegeben sind übernommen, die Vornamen wurden zur heute üblichen Schreibweise vereinheitlicht. Die Namen der Einheiten wurden ebenfalls, sofern möglich und mit Zurückhaltung, ebenfalls vereinheitlicht, z.B. "unter Herrn Hauptmann Krumhaaren Compagnie" zu "Kompanie unter Hauptmann Krumhaar" oder "Soldat unter Reischach" zu "reischachisches Regiment". Mit "Kreisregiment" ist, sofern nichts anderes angegeben, ein Regiment des Schwäbischen Reichskreises gemeint. Ebenfalls vereinheitlich – sofern möglich – wurden die Rangangaben, z.B. "Lieutenant" zu "Leutnant" oder "Centurio" zu "Hauptmann". Angaben wie "abgedankter Dragoner" oder "gewesener Musketier" wurden übernommen, wobei letzteres wahrscheinlich nicht im heutigen Sinne, sondern im Sinne von "zu dem Zeitpunkt gewesener Musketier" zu verstehen ist.
Angaben zu Pfarrern, Amtsleuten u.ä. bzw. zu deren Angehörigen wurden anhand des
württembergischen Pfarrerbuchs, Dienerbüchern u.ä. ergänzt.
Als Ergänzung zu dieser Datenbank sei an dieser Stelle auf
militärhistorische Quellen verwiesen, in denen Personen namentlich erwähnt werden, wie z.B. Musterungs- oder Verpflegungslisten. Diese Quellen sind in staatlichen Archiven, z.B. dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart, überliefert und können bei der Identifizierung und Zuordnung von einzelnen Militärangehörigen sowie bei der Anreicherung ihrer Biografie nützlich sein. Für die Erstellung der
Biografie meines Vorfahren Felix Christian Binder, einem Offizier in Diensten des Schwäbischen Reichskreises und des Herzogtums Württemberg, habe ich neben den Kirchenbüchern auch eben solche militärhistorischen Quellen verwendet. Genaueres – als Beispiel für solche Quellen – ist dem
Quellenverzeichnis zu entnehmen.
Wenn ich Ihr Interesse an meiner Idee wecken konnte und Sie sich mit mir darüber und einer möglichen Unterstützung austauschen wollen, würde es mich freuen, wenn Sie mit mir in Kontakt treten würden – bevorzugt per E-Mail. Art und Umfang der angestrebten Unterstützung sind im
Überblick über die Datenbanken beschrieben.
Uwe Heizmann M.A., M.A.
Nußweg 11
73760 Ostfildern-Nellingen
uweheizmann[ädt]gmx.de
Bitte wenden Sie sich zuerst per Post oder E-Mail an mich. Anschließend können wir gerne einen Termin für ein Telefonat vereinbaren.
Aufgrund mehrfacher belästigender Anrufe möchte ich hier meine Telefonnummern nicht angeben.
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